Trump und die Golf-Deals: Realität oder Illusion?

Trump und die Golf-Deals: Realität oder Illusion?

Nach seiner aufsehenerregenden Reise in den Golfstaaten erklärte der ehemalige Präsident Donald Trump gegenüber Reportern: „Das waren großartige vier Tage, historische vier Tage.“ Mit gewohntem Selbstbewusstsein behauptete er, dass der Besuch in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) zu "über 2 Billionen Dollar“ an Deals für die Vereinigten Staaten geführt habe.

„Die Arbeitsplätze und Gelder, die in unsere Länder kommen, gab es noch nie in dieser Form“, prahlte Trump.

Die Inszenierung der Reise entsprach dem großen Anspruch seiner Behauptungen. Begleitet von Kampfflugzeugen, Tesla Cybertrucks, königlichen Kamelen und Schwerttänzern erhielt Trump sogar vom VAE-Herrscher die höchste zivile Auszeichnung, den Orden von Zayed. Für Trump diente dieses Spektakel dazu, sein Selbstbild als „Chefverhandler“ zu bestätigen.

Doch stimmen die Zahlen tatsächlich?

Große Versprechungen, unklare Realitäten

In Saudi-Arabien versprach Kronprinz Mohammed bin Salman eine Investition von 600 Milliarden Dollar in US-saudische Partnerschaften. Es folgten mehrere Ankündigungen, darunter Deals in den Bereichen Verteidigung, künstliche Intelligenz, Gesundheitswesen, Infrastruktur und wissenschaftliche Zusammenarbeit.

Am auffälligsten war ein Rüstungsdeal über 142 Milliarden Dollar – von dem Weißen Haus als der größte aller Zeiten gepriesen – der sofortige Aufmerksamkeit auf sich zog. Während Trumps erster Amtszeit hatte er ein ähnlich großes Paket von 450 Milliarden Dollar bei saudischen Deals verkündet, doch tatsächlich flossen zwischen 2017 und 2020 weniger als 300 Milliarden Dollar an Handels- und Investitionsströmen, so das Arab Gulf States Institute.

„Der Beweis für all diese [neuen] Deals wird sich noch zeigen“, bemerkte Tim Callen, der frühere IMF-Missionsleiter in Saudi-Arabien und Autor des Berichts, der die Zahlen in Frage stellte.

In Katar behauptete Trump, einen „wirtschaftlichen Austausch“ im Wert von mindestens 1,2 Billionen Dollar gesichert zu haben. Doch das offizielle Faktenblatt des Weißen Hauses listete nur Deals im Gesamtwert von 243,5 Milliarden Dollar. Eine konkrete Vereinbarung beinhaltete den Kauf von bis zu 210 Boeing-Jets durch Qatar Airways für 96 Milliarden Dollar, was voraussichtlich 154.000 US-Arbeitsplätze jährlich über die Laufzeit des Geschäfts unterstützen wird.

In den VAE machte ein Versprechen, in den nächsten zehn Jahren 1,4 Billionen Dollar zu investieren, Schlagzeilen. Ein zentrales Projekt war der Bau des größten KI-Campus außerhalb der USA, der Zugang zu 500.000 fortschrittlichen Mikrochips von Nvidia ab dem nächsten Jahr bietet.

Eine Zukunft aus KI – oder aus Sand?

Obwohl das immense Volumen der Ankündigungen auf eine vertiefte wirtschaftliche Beziehung zwischen den USA und den Golfstaaten hindeutet, gibt es mehrere Faktoren, die die Machbarkeit der Deals in Frage stellen.

- Ölpreise: Sinkende Öleinnahmen – bedingt durch Überangebot und Bedenken hinsichtlich Trumps eigenen Zöllen, die die globale Nachfrage dämpfen – belasten die Haushalte der ölreichen Staaten. Saudi-Arabien könnte es besonders schwer haben, sein Versprechen über 600 Milliarden Dollar zu erfüllen, angesichts strengerer finanzieller Rahmenbedingungen.

- Nicht bindende Vereinbarungen: Viele der Deals sind Absichtserklärungen und keine rechtlich verbindlichen Verträge. Aramco kündigte beispielsweise 34 Vereinbarungen im Wert von 90 Milliarden Dollar mit US-Firmen an, von denen die meisten keine klaren Zeitpläne oder finanziellen Einzelheiten enthielten.

- Wiederverwertete Ankündigungen: Einige als „neu“ angepriesene Deals waren faktisch bereits zuvor angekündigt worden. So wurde etwa ein saudisches Versprechen, Flüssigerdgas von NextDecade zu kaufen, bereits Monate zuvor bekannt gegeben.

Dennoch sind sich Analysten einig, dass der Fokus auf KI – insbesondere da die VAE und Saudi-Arabien darum wetteifern, globale Technologiedrehscheiben zu werden – einen Wandel in den US-Gulf-Beziehungen signalisiert: von traditionellen Öl-sicherheitsmodellen zu hochtechnologischen wirtschaftlichen Partnerschaften.

„Die KI-Deals… zeigen klar, dass sie versuchen, die neue globale Ordnung und die neue Art der Zusammenarbeit mit uns zu definieren“, sagte Bader Al Saif von der Kuwait-Universität und Chatham House.

Trump wurde von großen Technologiefiguren wie Elon Musk, Nvidia-Chef Jensen Huang und OpenAI-Gründer Sam Altman begleitet. Das Timing war strategisch: Kurz vor der Reise hob das Weiße Haus die Exportbeschränkungen für fortschrittliche US-Halbleiter aus der Biden-Ära auf, ein großer Sieg für Golfstaaten, die ihre digitalen Ambitionen vorantreiben möchten.

Politisches Theater oder echter Fortschritt?

Für die Golf-Führer war der Besuch eine Gelegenheit, die Beziehungen zu Washington nach einer angespannten Phase unter Biden neu zu gestalten. Für Trump war es eine Chance, seine Erzählung als globaler Verhandler wiederzubeleben.

„Ich werde zu Hause sitzen, wo auch immer ich sein werde, und sagen: ‚Das habe ich gemacht‘“, sagte Trump zu den Reportern und bedauerte, dass andere möglicherweise für die Deals Anerkennung erhalten. „Jemand wird dafür Anerkennung bekommen. Ihr erinnert euch, Presse“, fügte er hinzu und zeigte auf sich selbst: „Dieser Kerl hat es gemacht.“

Doch trotz der Schlagzeilen und Händedrücke bleibt die Summe von 2 Billionen Dollar stark fraglich. Mit einer langen Geschichte übertriebener Zahlen, unerfüllter Versprechen und nicht bindender Zusagen scheint Trumps Golfreise mehr Show als Substanz gewesen zu sein. Viele der Deals dürften nie zustande kommen, so wie viele aus seiner ersten Amtszeit ebenfalls nicht kamen.

Letztendlich könnte diese Reise weniger als Wendepunkt in der US-Auslandsinvestition dienen und mehr als ein weiteres Beispiel für Trumps Vorliebe für Optik über Ergebnisse, Versprechen über Leistung und Schlagzeilen über harte Fakten.