Trump und die Halbleiterstrategie

Präsident Donald Trump plant eine neue Welle umfassender Zölle, die sich diesmal gezielt auf Halbleiter richten – die kleinen, aber entscheidenden Komponenten, die nahezu jede moderne Technologie antreiben.
Von Smartphones bis zu medizinischen Geräten sind Halbleiter die unsichtbaren Arbeitstiere unseres digitalen Lebens. Doch warum stehen sie plötzlich im Fokus des neuesten Handelskriegs der USA?
Was genau ist ein Halbleiter?
Halbleiter – auch bekannt als Mikroprozessoren oder integrierte Schaltungen – sind kleine Materialien, oft aus Silizium, die so konstruiert sind, dass sie manchmal Elektrizität leiten und manchmal nicht. Diese Dualität ermöglicht es ihnen, als Schalter zu fungieren und bildet das Rückgrat aller digitalen Computertechnik durch binären Code: die 0en und 1en, die sowohl Software als auch Hardware antreiben.
Diese Chips findet man nicht nur in Computern und Telefonen. Sie stecken in Autos, Küchengeräten, Flugzeugen und sogar in Ihrer TV-Fernbedienung. Sie sind das Lebenselixier von Routern, Mobilfunktürmen und fast jedem internetfähigen Gerät. Auch für Technologien im Bereich erneuerbare Energien, wie Windkraftanlagen und Solarzellen, sind sie unerlässlich. Im Gesundheitswesen findet man sie in Implantaten wie Herzschrittmachern und Insulinpumpen.
Wer stellt sie her?
Ein Name dominiert die Welt der Chipproduktion: Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC). Dieses Unternehmen produziert mehr als die Hälfte des weltweiten Halbleiterangebots und zählt Schwergewichte wie Apple, Microsoft und Nvidia zu seinen Kunden.
Die USA, Großbritannien, Europa und China sind stark auf die Produktion Taiwans angewiesen, was Halbleiter zu einem Streitpunkt im anhaltenden Technologie- und Handelskonflikt zwischen Washington und Peking macht.
Warum zielt Trump auf Halbleiter ab?
Im Zentrum von Trumps Strategie steht das Ziel, mehr Fertigung zurück auf amerikanischen Boden zu bringen. Der Präsident hat lange argumentiert, dass die USA zu viel ausgelagert haben, insbesondere in kritischen Technologiebranchen.
„Wir wollen unsere Chips und Halbleiter und andere Produkte in unserem Land herstellen“, sagte Trump bei einem Pressestatement an Bord von Air Force One.
Obwohl Smartphones, Computer und bestimmte elektronische Geräte kürzlich von neuen 125%-Zöllen auf chinesische Importe ausgenommen wurden, deutete Trump an, dass Halbleiter als Nächstes auf der Liste stehen könnten.
Dieser Schritt wird auch von nationalen Sicherheitsbedenken vorangetrieben. Das Weiße Haus hat angekündigt, dass Halbleiter Teil einer umfassenderen Untersuchung der Elektronik-Lieferkette sein werden.
„Wir überprüfen Halbleiter und die gesamte Elektronik-Lieferkette im kommenden National Security Tariff Investigations“, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social.
Er fügte hinzu, dass die USA nicht von ausländischen Lieferanten wie China „in Geiselhaft“ gehalten werden dürften – ein Gefühl, das wachsende Ängste über geopolitische Spannungen im Taiwan-Straßengebiet und die Abhängigkeit der USA von ausländischer Produktion widerspiegelt.
Kann die USA tatsächlich mehr Chips herstellen?
Die USA geben sich Mühe. Durch das CHIPS-Gesetz und andere Gesetzgebungen hat Washington Milliarden investiert, um die inländische Halbleiterproduktion zu steigern.
Ein bemerkenswerter Erfolg war die Vereinbarung, dass TSMC eine riesige Anlage in Arizona bauen wird. Im Gegenzug gewährte die US-Regierung dem Unternehmen 6,6 Milliarden Dollar Förderung zur Unterstützung seiner Expansion.
Doch der Aufbau dieser Fabriken gestaltet sich alles andere als einfach. TSMC hatte große Verzögerungen aufgrund von qualifizierten Arbeitskräftemangel in den USA. Berichten zufolge mussten sie letztendlich Tausende von Ingenieuren aus Taiwan einfliegen, um den Bau wieder auf Kurs zu bringen.
Dieses Personalproblem ist nicht einzigartig. Der Aufbau einer robusten Halbleiterindustrie in den USA betrifft nicht nur finanzielle Mittel – es geht um Expertise. Und momentan ist viel dieses Talents im Ausland konzentriert.
Was kommt als Nächstes?
Da Trump die Handelskonflikte verschärft und weitere Zölle andeutet, wird deutlich, dass Halbleiter nicht mehr nur ein wirtschaftliches Gut sind – sie sind ein geopolitisches Druckmittel.
Sollte die USA tatsächlich hohe Zölle auf importierte Chips erheben, könnten die Kosten für Verbraucher und Unternehmen steigen. Dies könnte auch bereits fragile Beziehungen zu Verbündeten wie Taiwan und Handelspartnern in Europa und Asien komplizieren.
Währenddessen stehen die Bemühungen um eine verstärkte Produktion im Inland vor vielen Herausforderungen, von Arbeitskräftemangel bis hin zur schieren Komplexität der Chipfertigung. Wiederaufbau einer Lieferkette, die Jahrzehnte benötigt hat, um ins Ausland verlagert zu werden, wird nicht über Nacht geschehen – und dies mitten in einem globalen Technologiewettrüsten erhöht den Druck zusätzlich.
Ein besorgniserregender Ausblick
Halbleiter mögen klein sein, doch die damit verbundenen Interessen sind enorm. Während die USA näher daran rückt, Zölle auf ein Produkt zu erheben, das sie noch stark importiert, gibt es echte Bedenken, dass dieser Ansatz nach hinten losgehen könnte. Störungen in der Halbleiter-Lieferkette könnten nicht nur Verbrauchergeräte, sondern auch Gesundheitssysteme, Verkehr, erneuerbare Energien und die nationale Sicherheit selbst beeinträchtigen.
Trumps Plan zur Wiederbelebung der US-Produktion könnte auf legitimen Besorgnissen basieren, doch während sich die Welt immer mehr vernetzt und von Technologie abhängig wird, könnten unilaterale Maßnahmen das fragile Gleichgewicht des globalen Handels stören. Es ist besorgniserregend, dass gerade die politischen Entscheidungsträger, deren Richtlinien und Entscheidungen diese fragile Situation geschaffen haben, jetzt die Verantwortung tragen – und sich als die Verantwortlichen präsentieren, die das Problem lösen können.
Die Frage bleibt: zu welchem Preis?