Herausforderungen der Trendfolge im Finanzmarkt

Herausforderungen der Trendfolge im Finanzmarkt

Vor wenigen Wochen fiel der S&P 500-Index zum ersten Mal seit 2023 unter seinen 200-Tage-Durchschnitt. Für Einsteiger bedeutet dies oft ein Warnsignal, um Aktien zu verkaufen und einen Marktcrash zu vermeiden. Historisch betrachtet war dieser Indikator erfolgreich darin, solche Crashs zu identifizieren. Wenn der S&P 500 unter den 200-Tage-Durchschnitt fiel, kündigte dies meist Schwierigkeiten am Markt an.

Die Nutzung eines Preisindikators (wie dem 200-Tage-Durchschnitt), um Entscheidungen zur Vermögensaufteilung zu treffen, fällt in die Kategorie der „Trendfolge“ (Trend Following). Zwar klingt die Theorie der Trendfolge vielversprechend, in der Praxis erweist sie sich jedoch oft als deutlich schwieriger.

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie, wie Trendfolge funktioniert, wie sie in der Vergangenheit abgeschnitten hat und mit welchen Herausforderungen sie verbunden ist. Lassen Sie uns zunächst einen Blick darauf werfen, wie Trendfolge praktisch umgesetzt wird.

Die Trendfolge beruht darauf, Markt- oder Preisindikatoren zu nutzen, um zu entscheiden, wann Anpassungen im Portfolio vorgenommen werden sollten. Eine der einfachsten Strategien verwendet den gleitenden Durchschnitt, um festzulegen, wann man in Aktien investiert oder auf risikoärmere Anlagen umschichtet. Ein gleitender Durchschnitt ist ein sich über die Zeit verändernder Durchschnitt, der auf vorherigen Werten einer Datensammlung basiert.

Beispielsweise ist der 200-Tage-Durchschnitt des S&P 500 der durchschnittliche Schlusskurs über die letzten 200 Handelstage. Stattdessen könnten Sie auch einen monatlichen Durchschnitt (z. B. den 10-Monats-Durchschnitt) verwenden, bei dem der durchschnittliche Schlusskurs des S&P 500 am Ende der letzten 10 Monate berechnet wird.

Um dies in eine echte Trendfolgestrategie umzuwandeln, müssten jedoch Regeln festgelegt werden. Ein Beispiel für eine einfache Trendfolgestrategie könnte folgendermaßen aussehen:

  • Wenn der S&P 500 über den 200-Tage-Durchschnitt schließt, sollten Sie am nächsten Tag 100 % in US-Aktien investieren (d. h. in den S&P 500).
  • Wenn der S&P 500 unter den 200-Tage-Durchschnitt schließt, verkaufen Sie am nächsten Tag alle Ihre Aktien und bleiben in Bargeld.
  • Alternativ könnten Sie auch US-Anleihen oder ein Geldmarktprodukt halten, um während der Wartezeit Zinsen zu verdienen.

Der 200-Tage-Durchschnitt ist nur eine von vielen Möglichkeiten der Trendfolge. In der Praxis gibt es unzählige Varianten, um Preisindikatoren oder andere wirtschaftliche Anzeichen zur Kauf- oder Verkaufsentscheidung zu nutzen. Sie könnten mehrere Indikatoren gleichzeitig betrachten oder die Frequenz, mit der Sie diese prüfen, variieren. Eine exponentielle Durchschnittsberechnung könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden, um neuere Preisbewegungen stärker zu gewichten.

Das Ziel einer Trendfolgestrategie ist, sich aus riskanten Anlagen zurückzuziehen, bevor sie in volatile Perioden eintreten. So lässt sich die Performance verbessern. Lassen Sie uns nun die historische Leistung der Trendfolge betrachten.

Die Trendfolge schneidet im Allgemeinen in turbulenten Börsenzeiten gut ab, hat jedoch in anderen Zeiten weniger Erfolg. Das liegt daran, dass die Strategie darauf ausgelegt ist, Volatilität zu meiden, was dazu führt, dass sie in volatilen Zeiten besser abschneidet, aber in ruhigen Phasen auch falsche Signale generiert.

Ein Beispiel für eine Leistungsanalyse ist die 200-Tage-Durchschnittsstrategie für den S&P 500 zwischen 1999 und 2000. Während dieser Zeit, die zum Ende der DotCom-Blase fiel, schnitt die 200-Tage-Durchschnittsstrategie erheblich schlechter ab als eine Buy-and-Hold-Portfolio-Strategie.

Wenn Sie jedoch weiterhin an dieser Strategie festgehalten hätten, hätte sie sich bis Mitte 2003 und nach der globalen Finanzkrise (GFC) besser geschlagen. Dieses Beispiel zeigt, unter welchen Bedingungen eine Trendfolgestrategie funktioniert.

Ein wichtiger Punkt ist außerdem, dass die 200-Tage-Durchschnittsstrategie dabei niedrige Volatilität aufwies, im Vergleich zur Buy-and-Hold-Strategie. Die Standardabweichung der täglichen Renditen des Buy-and-Hold-Portfolios betrug 1,36 %, während die der 200-Tage-Durchschnittsstrategie nur 0,72 % betrug.

Leider hat sich diese Performance in den letzten Jahren nicht wiederholt. Obwohl die Strategie von 1999 bis 2010 gut abschnitt, hätte sie bis Ende 2024 nicht genügend Fortschritte gemacht. Was in den letzten 14 Jahren funktioniert hat, kann nicht zwangsläufig als Garantie für die Zukunft betrachtet werden.

Ein weiteres Problem ist, dass Trendfolgestrategien in der realen Welt oft erhebliche Herausforderungen mit sich bringen: falsche Signale, verpasste Erholungen und verzögerte Outperformance. Insbesondere die falschen positiven Signale sind ein zentrales Problem.

Falsche positive Signale treten häufig auf, wenn die Strategie anzeigt, dass Sie aus Aktien aussteigen sollten, obwohl es besser gewesen wäre, investiert zu bleiben. Im Untersuchungszeitraum 1999-2010 kam es zu 47 Ausstiegen aus Aktien und den gleichen Wieder-Einstiegen. Bei einer idealen Strategie ohne falsche positive Signale hätte es nur zwei Ausstiege gegeben - in 2000 und 2007.

Die fehlenden Erholungen stellen ein weiteres Hindernis dar. In Zeiten hoher Volatilität neigen die Aktien dazu, sehr große Auf- und Abwärtsbewegungen zu zeigen. Hat man den Einstieg verpasst, kann einem dadurch viel Potenzial entgehen. Die Daten zeigen, dass die mittlere jährliche Rückkehr des S&P 500 bei einem Ausgang mit dem 200-Tage-Durchschnitt 12,8 % betrug, wenn er nicht investiert war, im Vergleich zu 9,4 % während vollständiger Investition.

Darüber hinaus wird die verzögerte Outperformance oft frustrierend. Selbst wenn false positives und verpasste Erholungen kein Problem für Sie darstellen, bleibt die Wartezeit auf die Outperformance eine Herausforderung. Insbesondere zwischen 1999 und 2010 mussten Anleger sowohl in 2000 als auch in 2007 Geduld haben, bevor sich herausstellte, dass die Strategie erfolgreich war.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Trendfolge nicht für jedermann geeignet ist. Sie kann zwar helfen, die allgemeine Volatilität des Portfolios während längerer Einbrüche zu reduzieren, kann jedoch auch zu erheblichem Stress führen. Jeder muss entscheiden, ob eine solche Strategie zu seinem Portfolio und Lebensstil passt, wobei es auch viele andere Strategien gibt, die besser zur individuellen Risikobereitschaft passen.

Es ist ratsam, nicht 100 % seines Geldes in eine Trendfolgestrategie zu stecken. Diese Strategie kann bei hoher Volatilität nützlich sein, birgt jedoch viele Gefahren und Herausforderungen, die es zu beachten gilt. Während die Trendfolge in historischen Tests gut abschnitt, gestaltet sich die Umsetzung in der realen Welt viel schwieriger.