Junge Erwachsene leben wieder bei den Eltern

Die steigenden Wohnkosten zwingen immer mehr junge Erwachsene in ihren späten 20ern, im Elternhaus zu wohnen. Eine aktuelle Studie des Institute for Fiscal Studies (IFS) zeigt, dass die Zahl der 25- bis 34-Jährigen, die nicht aus dem Elternhaus ausgezogen sind, in den letzten zwei Jahrzehnten um über ein Drittel gestiegen ist.
Besonders auffällig ist dieser Trend unter Männern. Die Forschung verdeutlicht, dass die Hauptursache für dieses Phänomen die drastisch steigenden Miet- und Immobilienpreise sind.
Im Jahr 2006 lebten ungefähr 13 % der britischen Bevölkerung im Alter von 25 bis 34 Jahren bei ihren Eltern. Laut IFS stieg dieser Wert bis zum letzten Jahr auf 18 % – das entspricht etwa 450.000 zusätzlichen jungen Erwachsenen, die sich entscheiden, im Familienhaus zu bleiben.
Unter den 25- bis 34-Jährigen lebten 23 % der Männer noch zu Hause, im Vergleich zu 15 % der Frauen. Diese Altersgruppe zeigt sich in den letzten Jahrzehnten vielseitiger und weniger geneigt, zu heiraten oder Familien zu gründen, was ebenfalls einen Einfluss hat.
Die COVID-19-Pandemie führte zu einem Anstieg auf über 20 % der Erwachsenen, die bei ihren Eltern lebten. In der gegenwärtigen stabileren Phase wünschen sich zwar viele Eltern, dass ihre Kinder selbstständig werden, doch die finanziellen Gegebenheiten hindern viele junge Menschen daran, diesen Schritt zu wagen.
Der IFS macht deutlich, dass finanzielle Schwierigkeiten eine wesentliche Rolle spielen. Hohe Mieten und Immobilienpreise machen es für viele nahezu unmöglich, sich eine eigene Wohnung zu leisten. Zach, der gerade einen Masterabschluss in Umweltwissenschaften anstrebt, beschreibt seine Situation so: „Es wird immer schwieriger zu sparen. Es fühlt sich an, als gäbe es keine Hoffnung, in London ein Eigenheim zu kaufen.“
Ein weiteres Beispiel ist Danny McGuire, 33 Jahre alt, der nach einem Aufenthalt im Ausland während der Pandemie zu seinen Eltern in Warrington zurückkehrte. „Es ist eigentlich eine ganz normale Situation“, stellt er fest. Er will unabhängig leben, hat aber aufgrund steigender Lebenshaltungskosten kaum Spielraum, um Geld für ein Eigenheim zu sparen.
Seine Freunde konnten oft auf finanzielle Unterstützung der Eltern zurückgreifen, aber Danny erhält von seiner Familie keine monetäre Hilfe, sondern wohnt mit ihnen und spart gleichzeitig, um sich eine eigene Wohnung leisten zu können. Er zahlt zwar Miete und für Lebensmittel, doch seine Ersparnisse wachsen.
Das IFS hat herausgefunden, dass 14 % der jungen Erwachsenen, die bei ihren Eltern wohnen, in der Lage waren, über 10.000 GBP innerhalb von zwei Jahren zu sparen. Zum Vergleich: Bei denjenigen, die in Mietwohnungen leben, waren dies nur etwa 10 %. Dennoch können die individuellen Umstände variieren, insbesondere durch erhöhte Pendelkosten oder finanzielle Schwierigkeiten.
Bee Boileau, Forschungsökonomin beim IFS, betont: „Für einige bietet das Leben bei den Eltern die Möglichkeit, schneller zu sparen, was besonders in teuren Städten wie London wertvoll ist.“ Die Tendenz, im Elternhaus zu wohnen, verdeutlicht die finanziellen Herausforderungen, mit denen viele Menschen in ihren späten 20ern konfrontiert sind. Selbst wenn der Wunsch nach Unabhängigkeit vorhanden ist, halten die steigenden Lebenshaltungskosten viele in einem Abhängigkeitsverhältnis.
Diese Abhängigkeit kann das persönliche Wachstum blockieren und wichtige Lebensziele wie Wohneigentum oder Familiengründung verzögern. Während einige durch das Wohnen zu Hause Ersparnisse aufbauen, lässt die breitere gesellschaftliche Auswirkung der unerschwinglichen Wohnkosten viele in einem Gefühl der Stagnation zurück.