Shutterstock und Getty: Fusion verändert Medienlandschaft

Die Fusion zwischen Shutterstock und Getty Images hat die Stock-Medienbranche ordentlich aufgemischt. Nach der offiziellen Genehmigung der Übernahme durch die Aktionäre stieg der Aktienkurs von Shutterstock am Dienstag nach Börsenschluss um 8 % und schloss bei 20,60 USD. Auch die Getty-Aktien legten um 4 % auf 1,75 USD zu. Auf den ersten Blick scheint der Deal ein Erfolg zu sein. Doch Investoren, Analysten und Mitwirkende stellen sich nun tiefere Fragen: Warum gerade jetzt? Warum soll die Marke Shutterstock aufgegeben werden? Und was treibt die Dringlichkeit zur Fusion wirklich an?
Die Fusion, die erstmals im Januar bekannt gegeben wurde, wird zwei der größten Plattformen für visuelle Medien unter dem Namen Getty vereinen und eine neue Firma im Wert von rund 3,7 Milliarden USD schaffen.
Unter den genehmigten Bedingungen:
- Getty wird fast 55 % der neuen Firma besitzen.
- Die Marke Shutterstock wird nach der Fusion eingestampft.
- Shutterstock-Aktionäre haben drei Auszahlungsmöglichkeiten:
- 28,85 USD pro Aktie in bar,
- 13,6 Aktien von Getty für jede Shutterstock-Aktie,
- oder eine hybride Auszahlung von 9,17 Getty-Aktien plus 9,50 USD in bar.
Diese Struktur gibt den Investoren Flexibilität, stellt jedoch auch klar, dass Shutterstock nicht mehr der dominierende Partner ist. Während die Baroption einen erheblichen Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs darstellt, könnte sie auch eine Entscheidung widerspiegeln, sich vor möglicher Volatilität durch die Integration und Unsicherheiten im Bereich KI abzusichern.
Ein Grund für die Fusion könnte die generative KI sein. Seit Mitte 2023 haben Tools wie Midjourney, DALL·E und Adobe Firefly den Markt für visuelle Inhalte revolutioniert und ermöglichen es Nutzern, in Sekundenschnelle hochwertige Bilder zu erstellen – was den Wert traditioneller Stockfotografie-Plattformen untergräbt.
Diese Entwicklung hat die Content-Ökonomie hart getroffen. Shutterstock hat sein Imperium durch die Lizenzierung echter Menschen geschaffen, doch in den letzten Quartalen sind die Bildvolumina gesunken und das Lizenzwachstum hat nachgelassen. KI-Modelle, die auf riesigen Datensätzen trainiert wurden, konkurrieren nun direkt mit professionellen Mitwirkenden.
Trotzdem versichert die Führung von Getty, dass die Fusion nicht aus Überlebensangst erfolgt – es geht um Skalierung. „Wir haben keinen signifikanten Rückgang aufgrund von KI gesehen“, erklärte Getty-CEO Craig Peters kürzlich. „Tatsächlich glauben wir, dass dies mehr kreative Möglichkeiten eröffnet, nicht weniger.“
Diese Optimismus hat Skeptiker nicht davon abgehalten zu fragen: Wenn KI dem Geschäft nicht schadet, warum die plötzliche Notwendigkeit zur Konsolidierung?
Einige Analysten sehen den Schritt als strategisches Risiko – eines, das es beiden Unternehmen ermöglicht, Ressourcen zu teilen und in fortschrittliche KI-Tools, Metadaten-Tags und sichere generative Workflows zu investieren. Gemeinsam könnten Getty und Shutterstock über das Kapital und die Rechte verfügen, um große KI-Modelle legal und ethisch zu trainieren – etwas, womit Open-Source-Plattformen kämpfen müssen.
„Diese Fusion ist eine Absicherung gegen das Aussterben“, sagt die Needham-Analystin Laura Martin. „Die Ökonomie der visuellen Inhalte ändert sich schnell. Entweder sie bauen etwas Neues auf oder riskieren, in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.“
Für Fotografen und Content-Creator, die Shutterstock groß gemacht haben, ist die Stimmung weitaus unsicherer. Viele befürchten, dass sie abgehängt werden, während KI-generierte Bilder zur Norm werden. „Es fühlt sich an wie das Ende einer Ära“, sagt die in Portland ansässige Shutterstock-Mitarbeiterin Tina Harris. „Mein Einkommen ist bereits um 40 % gesunken. Dieser Deal bestätigt nur, dass wir abgeschafft werden.“
Die neue Entität hat keine detaillierten Informationen zu zukünftigen Tantiemen für Mitwirkende bereitgestellt oder ob bestehende Inhalte zur Schulung proprietärer KI-Tools genutzt werden. Dieses Schweigen schürt Ängste in kreativen Gemeinschaften weltweit.
Ob die Investoren die Abstimmung am Dienstag als Sieg werten – die Aktien sind schließlich gestiegen – bleibt abzuwarten. Das Unternehmen befindet sich im Wandel. Die entscheidende Frage ist, ob dies der Beginn einer zukunftsorientierten Wende in ein KI-gesteuertes Medienumfeld ist oder das leise Auslaufen eines Modells, das nicht mehr im automatisierten Wettbewerb bestehen kann.
Mit Getty nun an der Spitze und dem Verschwinden der Marke Shutterstock bereitet sich die Branche für visuelle Inhalte auf Veränderungen vor. Was auch immer als Nächstes passiert, die Fusion macht eines klar: Die Regeln des kreativen Geschäfts haben sich geändert. Und das schnell.